Wie heißt der größte Süßwassersee der Welt? Weiß es jemand? Ja? Ich hätte es nicht gewusst wenn ich nicht rein zufälligerweise gerade da gewesen wäre. 😀
Nachdem wir eine Nacht in Irkutsk verbracht hatten ging es am nächsten Morgen nach Olchon, die größte Insel des Baikalsee. Auf ganz Olchon gibt es keine einzige asphaltierte Straße und ab Chuschir, der größten Stadt auf der Insel, sind die Straßen nicht mal mehr befestigt. Allrad zwingend erforderlich. Dementsprechend wurden wir ordentlich durchgeschüttelt bei der An- und Abreise.
Wir hatten etwas Panik dass wir keine Unterkunft mehr bekommen, da in Russland gerade Sommerferien waren und alle Richtung Olchon reisten. Also buchten wir uns im Vorfeld in ein einfaches Feriencamp ein. Das Zimmer war echt ok. Die Toilette war nur ein Loch im Boden, gerade für Julia eine echte Umstellung von dem was sie bisher kannte. Das Frühstück und Abendessen war inklusive aber darauf hätten wir auch gut verzichten können. Jeden Morgen gab es super ekligen Hafer-Schleim oder Milchreis, aus dem übrig gebliebenen Reis vom Vortag, mit „nix“ dazu. Abends wars nicht besser. Fast alle Mahlzeiten gingen wieder zurück und das nicht nur bei uns. Es wurde mehr weggeworfen als gegessen. Nur ein paar ganz harte Russen aßen jeden Tag auf. Aber die Campbesitzer hielten daran fest: „Ungeniesbares Essen ist günstiger zu produzieren als geniesbares. Da sparen wir lieber mal den Rubel.“
Wir hatten hier am See unseren ersten längeren Stop. Den brauchten wir auch. Vier Tage zugfahrt und der Stress in Omsk kosteten uns ganz schön Nerven und Energie. Da kam so ein paar Tage Pause von allem gerade recht.
So lagen wir nur faul am See (gleich neben dem „Schamanenfelsen der weiblichen Unfruchtbarkeit“* und dabei bekam ich einen Sonnenbrand in SIBIRIEN!!!), liehen uns an einem Tag ein Fahrrad und fuhren zu einem ausgetrockneten See (das war so nicht geplant, dass der ausgetrocknet ist) oder bummelten durch das Dorf um uns den Sonnenuntergang an den Klippen anzuschauen.
Man merkte, das Ferienzeit war. Überall campten Menschen wild in der Landschaft. Leider hinterließen sie sichtbare Spuren in der Natur (Müll).
Abends nach dem Abendessen besuchten wir meist den Supermarkt um uns noch etwas zum Essen zu kaufen. 😀 Die Auswahl an Biersorten war überwältigend, und so kamen wir garnicht rundrum an einem Abend eine Bierverkostung der lokalen Biersorten zu machen.
Am letzten Tag, auf Olchon, machten wir noch einen Tagesausflug mit einem alten russischen Van zum nördlichen Ende der Insel. Es ging vorbei Klippen und alles über unbefestigte Straßen. Manchmal dachten wir: „Oh – dem Berg kommen wir sicher nicht hoch“ – aber das alles war für denn klapprigen Allrad-Van garkein Problem. So ein russischen Van müsste man haben, Platz ohne Ende, kultig sieht er auch aus und man kommt überall hin damit. Hach! Was fürn Teil!
Die Tour endete an einem kleinen Fischerdorf im Nordwesten der Insel. Zurück gings dann per Boot.
Leider begann hier auch meine Pechsträhne, die noch länger anhalten sollte: Auf dem Rückweg zu unserem Camp, wollte auf einmal meine Spiegelreflexkamera nicht mehr so wie ich. Sie gab nur noch merkwürdige Geräusche von sich und zeigte Error an. Klarer Garantiefall – dachte ich mit! Leider waren die zwei Jahre Garantie seit 8 Tagen abgelaufen, wie ich leider im Camp feststellen musste. Meine Stimmung war auf dem Nullpunkt. Noch fast am Anfang meiner Reise geht meine Kamera kaputt. Geld für eine neue Kamera war nicht eingeplant.
Glück im Unglück, der Nikon Service meinte: Wenn es kein Sturzschaden ist reparieren sie es trotz abgelaufener Garantie umsonst auf Kulanz, allerdings sollte die Kamera in 14 Tagen bei ihnen in Berlin sein. – Dies stellte mich vor ein ganz neues Problem….
*Julia dazu: „Das haben sich früher mal Männer irgendwelche ausgedacht, die einen Ort brauchten, an dem sie Ruhe vor ihren Frauen haben“