Tasmanien – die Rad(horror)tour beginnt :-D

Hobart – die ersten Tage…

[singlepic id=2160 w=3000 h=250 float=left]Wem normal rumreisen zu langweilig ist oder wer sich selbst beweisen will, das er alles kann, oder wer einfach nur übermütig und bissl doof ist, der fährt mit dem Fahrrad um Tasmanien, oder wenigstens halb rum, so wie ich. 😀
Die Story ist schnell erzählt: „Carlo, der seit 12 Jahren (mit einer kurzen Ausnahme auf Rottnest Island) kein Rad mehr gefahren ist, will um halb Tasmanien fahren, und dabei noch allerhand sehen, vor allem die Tierwelt…“ Guter Plan.. wa?
Schon früh morgens ging es mit Maiju, welche ich vor einem Jahr in Thailand kennengelernt hatte, zum Flughafen nach Melbourne und von da aus nach Hobart. Schon der Blick aus dem Fenster kurz vor der Landung verriet böses: Tasmanien ist voller Berge! So stelle ich mit das Allgäu von oben vor… ähm ja.. irgendwie etwas doof, wenn man da Radfahren will.
Am nächsten Morgen ging es los… und schon allein aus Hobart rauszukommen war eine Horrorszenario. Es ging fast nur bergauf. Wenn es mal bergab ging, folgen gleich danach wieder ein Berg. Über 3km ging es nach Richmond mit 9% Steigung bergauf. Wir waren fast mehr am Schieben als am Radfahren… Total am Arsch erreichten wir nach 40km Sorell. (Carlo am Limit Teil 1!) Wir schlugen mit der letzten Kraft unser Zelt auf und legten uns ins Zelt. Sich bewegen, kaum noch möglich. Alles tat weh. Und es war klar, das es die nächsten 2 Wochen nicht besser werden würden.
Am nächsten Tag regnete es. Und uns blieb nichts anderes übrig als im Zelt zu bleiben. Für Maiju war allerdings klar, das sie keine Lust mehr hatte weiter zufahren, und beschloss nur noch bis nach Eaglehawk Neck zu fahren. Konnte ich ihr auch nicht wirklich übel nehmen. Ich beschloss noch weiter zu fahren… um herauszufinden, wo meine Schmerzgrenze ist und immerhin hab ich das Fahrrad ja für 2 Wochen gemietet… man will ja kein Geld verschenken… [singlepic id=2162 w=240 h=200 float=right]Am Abend gesellten sich ein Deutscher und eine Französin zu uns auf den Campingplatz, die am nächsten Tag ein Lift aus Hobart abholen wollten (lustigerweise stellte sich im nachhinein raus, das der Lift Haico war, welchen ich und Jeany ja auch die ganze Strecke von Perth mitgenommen hatten :-D) und boten mir auch an, wenn ich keine Lust mehr auf radfahren hätte, könnte ich bei ihnen mitfahren… Aber ich lehnte dankend ab. Am nächsten Tag fuhren wir bei Nieselwetter und eiskaltem Wind bis nach Eaglehawk Neck durch (51km). Der Hostelbesitzer lies uns im Garten zelten und zeigte uns auf Fotos alle Sehenswürdigkeiten der Region….Der „Candlestick“ sah mega special aus und so beschlossen wir am nächsten Morgen dahin zu radeln… [nggallery id=149]

 

Port Arthur – der Tasman Nationalpark

[singlepic id=2184 w=700 h=240 float=center]Da Maiju noch 4 Tage Zeit hatte, bis ihr Flug zurück nach Melbourne und dann Perth (Perth hatte ihr besser gefallen, weil es da warm war) ging, blieben ihr nur zwei Optionen. Zurück nach Hobart und da rumgammeln oder mitzufahren. Sie fuhr mit. Die ersten 15km waren sehr flach und wirklich einfach zu fahren… Doch dann ging es für 12 km auf einem Feld- / Waldweg bergauf und bergab, allerdings mehr bergauf als ab. Wir erreichten am frühen Nachmittag den Nationalpark. Jetzt waren es nur noch 2 Stunden zu wandern um den „Candlestick“ zu erreichen…. naja und 2 Stunden wieder zurück. Die Strecke wurde als „advance“ angegeben. Normalerweise übertreiben die Aussies immer [singlepic id=2185 w=300 h=280 float=left]etwas und man brauch 30% weniger Zeit und die Strecke ist viel viel einfacher. HIER ALLERDINGS NICHT! Wir kämpften uns durch das dichte Buschwerk, welches mein Regencape total zerfletterte, wieder bergauf und bergab bis wir genau nach 2 Stunden den „Candlestick“ erreichten. Die Küste war umwerfen. Noch nie hatte ich vorher eine Küste wie diese in Australien gesehen. Am „Candlestick“ war es sehr windig und es fing wieder an zu nieseln, so das ich mich nur langsam und liegend an die Klippen heranarbeitet um ein Foto zu machen. Durch den Regen entstand ein Regenbogen der direkt am „Kerzenleuchter“ anfing. Umwerfend! Der Rückweg war auch wieder sehr anstrengend. Wir kamen kraftlos am Zeltplatz an. Ich war wieder so fertig mit der Welt und hungrig, das ich die Dosenspagetthi einfach kalt ass. (Carlo am Limit Teil 2!) Es wurde dunkel und Maiju weckte mich auf, weil irgendwas ums Zelt lief. Da ich meine Kontaktlinsen schon drausen hatte und meine Brille in der Fahrradtasche war, war es Maiju´s Aufgabe nachzuschauen. Sie sträubte sich zwar erst und fürchtete sich, hatte aber keine Wahl… Vor unseren Zelt war ein (O-)Possum, welches grade mit dem Kopf in meiner Spagetthidose steckte und versuchte wieder rauszukommen. Was für ein Anblick![singlepic id=2169 w=240 h=200 float=right] Wir verjagten es und banden den Müllsack an einen Baum um Ruhe zu haben…
Am nächsten morgen hüpften Wallabies (kleine Kangaroos) an unser Zelt vorbei, das muntere uns etwas auf obwohl wir die Strecke vom vortag wieder zurückfahren mussten. Die 12km zurück auf dem Waldweg waren nicht ganz so schwierig wie auf dem Hinweg, jedoch waren wir trotzdem fix und fertig. Ich beschloss noch 5 km weiter nach Port Arthur zu fahren, um Nahrung für die nächsten Tage einzukaufen. Hätte ich nur mal vorher gewusst, das es bis Port Arthur erstmal 3 km nur abwärts ging und dann 2km wieder extrem aufwärts (und auf Rückweg andersrum). Und das es in Port Arthur garnichts hatte, ausser eine Tankstelle die Nahrung stark überteuert verkaufte. Shit happens! Auf dem Weg nach Port Arthur traf ich auf den Verleiher der Räder, welcher meinen Rucksack netterweise mit nach Eaglehawkneck nahm. 8kg weniger zu transportieren. Trotzdem musste ich den Berg wieder hoch nachdem ich in Port Arthur war…. Port Arthur war bekannt, für die Ruine eines alten Gefängnisses, der Eintritt war unverschämt teuer, darum hatte ich mir das 100 Jahre alte Gebäute nicht angeschaut. Für uns Europäer sind 100 Jahre alte Gebäude ja eh nichts besonderes. 😀
Nach einer Stunde Rückfahrt erreichte ich eine Schokoladenfabrik, welche auf dem Weg lag. Ich belohnte mich mit einer Tafel feinster Caramel Schokolade und beschloss spontan noch in den Tasmanischen Teufel Tierpark zu gehen. Da, anders als erhoft, ich auf dem Rad nicht mehr von[singlepic id=2182 w=240 h=200 float=right] der Tierwelt sah als im Auto. Wenn ich schonmal in Tasmanien bin, dann will ich auch einen Tasmanischen Teufel sehen! Das quasi so Pflicht 😀
Am Abend kam Manfred (der Radverleiher) und brachte mir meinen Rucksack zum Hostel. Er sprach mit mir die Route nochmal durch, welche ich geplant hatte, und bot mir an mich umsonst noch nach Sorell zurück zu nehmen… Ich lehnte ab, da ich mir noch paar Sachen in Eaglehawk Neck anschauen wollte, was im nachhinein ein Fehler war nicht mitzufahren…und zwar ein ganz ganz grosser! 🙁 [nggallery id=150]

 

Port Arthur – zurück nach Sorell, allerdings ohne Essen…

[singlepic id=2193 w=700 h=350 float=center]Schon recht früh bin ich aufgestanden, zum Einen weil ich Maiju noch verabschieden wollte (Die mit dem Fahrradverleiher zurück nach Hobart fuhr), zum Anderen weil ich mir ja noch paar Sachen hier anschauen wollte und dann ja auch noch die 51km nach Sorell zurück demmeln musste. Das war jedenfalls das Tagesziel. Ich schaute mir also den Tasman Ar(s)ch an und Waterfallbay und Co (der Walk war recht schnell gemacht) an und schwing mich dann wieder auf mein Bike. Die Strecke fing an mit einem riesigen Berg, der zudem noch sehr steil war… ab der Hälfte gab ich auf und zog es vor, mein Fahrrad zu schieben. Da ich jetzt ja alleine unterwegs bin, ist mein Gepäck noch mal einige Kilo schwerer gewurden, denn die Sachen, die wir vorher schön aufteilten (Zelt, Wasser, Geschirr,..) muss ich ja jetzt alleine transportieren. [singlepic id=2191 w=240 h=200 float=left]Schätzungsweise 20kg! 🙁
Die Strecke rückwärts zu fahren, war einiges anstrengender, irgendwie hatte ich das Gefühl, das es immer nur bergauf ging. Da ich in Port Athur keinen Laden fand, gabs auch nix zum Frühstück, und das war der Fehler. 15km vor Sorell verliess mich die letzte Kraft und fast auch noch die Motivation. Meine Beine zitterten. Ich musst mich erst einmal am Strassenrand hinsetzen und ausruhen. Ich war absolut kraftlos. Nichts ging mehr. (Carlo am Limit Teil 3!) Ich packte ein Päckchen Instant Nudeln aus und ass sie kalt. Das war das letztes Essen was ich dabei hatte. Das brach wenigstens etwas Energie zurück. Ich kämpfte mich den Berg hoch und oh wunder, es ging die nächsten 8 km nur noch bergab. Dann wieder ein Berg, ich biss die Zähne zusammen und sagte mir selbst, das nach diesen Berg gleich Sorell kommen müsste, kam aber nicht sondern noch ein Berg und noch einer… [singlepic id=2192 w=240 h=200 float=right]Nach dem dritten Berg war Sorell endlich in Sichweite, meine Beine zitterten mehr und mehr… Mit meiner letzten Kraft fuhr ich zu Mc Donalds und kaufte mir 3 Burger 😀 Nach etwas im Magen ging es mir schon viel viel besser! Just in dem Moment als ich Mc Donalds betrat schrieb mir Max und Nadja (mit denen ich schon bei Alice Springs rumgereist bin), das sie gerade von Hobart in Richtung Port Arthur unterwegs sind und sie von Jeany gehört hatten, das ich auch in Tasmanien bin und wo ich den sei. Was für ein Zufall! Wir trafen uns an der Rast Area in Sorell, campten zusammen und laberten noch ziemlich lange…. Mussten ja allerhand Geschichten uns Infos ausgetauscht werden… 😀
PS: Übrigens seit heute bin ich ein Jahr unterwegs 😀
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Coles Bay – Freycinet NP und der Rest der Tour

[singlepic id=2204 w=700 h=300 float=center]Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich schon recht früh, weil ich an dem Tag noch 60km zurück legen musste. Die Karte verriet mir, das ich dabei 2 mal auf 400 Meter hoch muss (einmal von 0m und einmal von 200m), dazu noch eine längere Strecke als am Tag zuvor, wo ich schon so fertig war mit der Welt, DAS kann ja heiter werden.
Erstaunlicherweise ging die Strecke ziemlich gut, selbst bei den 400m bin ich nur 1 mal kurz abgestiegen. Auf jedenfall war ich schon am frühen Nachmittag in Triabunna. Eigentlich wollte ich am nächsten Tag nach Maria Island fahren, doch die Fähre war unverschämt teuer (50 Dollar) und ausserdem war es wieder wie jeden Tag grau bewölkt. Also fuhr ich am nächsten Tag weiter… ohne nach Maria Island zu gehen und weil ich nix besseres zu tun hatte, wollte ich es mir nochmal richtig beweisen. Da ich am Vortag die 60km ohne Problem geschaffte und nicht mal müde oder k.o. muss ich mich steigern. [singlepic id=2200 w=240 h=200 float=left] Man will ja seine Limits erfahren und nicht auf einen Kindergeburtstag gehen. So fuhr ich von Triabunna nach Coles Bay 111km am Stück mit nur einer kleinen Pause dazwischen um mir als Mittagessen „Fish & Chips“ (der gute Deutsche würde jetzt Pommes mit Fischstäbschen sagen :-D) zu gönnen. Bis zu meiner Mittagspause lief auch eigentlich alles Rund. Danach setzte aber der Gegenwind ein und das Fahren wurde unendlich schwer… Schon 30km vor Coles Bay überlegte ich ob ich nicht einfach anhalten sollte und im Busch mein Zelt aufschlagen soll. Doch ich fuhr weiter… und weiter und weiter…. wieder verliessen mich meine Kräfte. Die Strecke war zwar relativ gerade, doch der Gegenwind blockierte mich. Als die letzten 10 km auch noch hügelig wurden musste ich stoppen und mich ausruhen. Meine Beine waren kraftlos, selbst normal stehen viel mir schwer… Weit kann es ja nicht mehr sein, meinte auch die Karte… Also nochmal aufspringen und durchziehen… ein Tritt nach dem anderen… Gleich bin ich da…
[singlepic id=2197 w=260 h=200 float=right]Ich erreichte den Zeltplatz baute irgendwie mein Zelt auf, legte mich hinein und schlief sofort ein.. Nach 10 Stunden radfahren und den 111km war ich am Ende. (Carlo am Limit Teil 4!) Etwas später wachte ich wieder auf, und musste auf Toilette. Als ich wieder zurück kam, bemerkte ich, das wieder ein Opossum um mein Zelt schlich. Ich verjagte es und legte mich wieder schlafen. Eins ist sicher… morgen werde ich kein Fahrrad fahren…!
Am nächsten Tag, meine Beine fühlten sich unsagbar schwer an und alles spannte, ging es also zum Wandern. Erst zum Wineglass Bay Aussichtspunkt, angeblich einer der schönsten Strände weltweit (wieoft habe ich das schon gehört). Danach runter zum Strand selbst und um nen Berg herum zurück insgesamt 11km natürlich berghoch und bergrunter und das immer und immer wieder. Eigentlich wollte ich noch auf einen Berg klettern, wovon man eine noch [singlepic id=2199 w=240 h=200 float=left]bessere Aussicht haben sollte, doch zwei Sachen hielten mich ab. 1.) wurde es schon wieder grau und versprach demnächst Regen und 2.) nach kurzen sitzen rebellierten meine Beine vollends… Kraftlos… konnte kaum noch aufstehen.
Am nächsten Tag liess ich es wieder „etwas“ lockerer angehen, ich fuhr „nur“ 80km. Dabei kam ich auf die Strecke eines Triathlons, ich versuchte das Tempo einiger Radfahrer mitzuhalten, doch sie waren mit ihren leichten Rennrädern weit überlegen. Doch ich bekam oft „gute Arbeit!“, „gib nicht auf“, „du hast deine Startnummer verloren“ zu hören, was mich weiter anspurte schnell zu fahren…
Einen Stop machte ich noch im Douglas-Apsley Nationalpark, welcher aber nicht sonderlich spektakulär war, mir aber 14km Umweg bescherten (Feldweg!)
[singlepic id=2205 w=700 h=300 float=center]Nur noch 50km bis St. Helen und 10 km mehr bis zum nächsten Campingplatz…die fuhr ich recht fix (trotz bösen Gegenwind), am nächsten Tag, runter. Eigentlich wollte ich noch bis nach Launceston fahren, doch die Zeit wurde etwas knapp, hatte das Rad nur noch für 4 Tage gemietet. Auch der Ausflug am nächsten Tag zum Wasserfall wurde gestrichen, da das Hinterrad eierte und am Rahmen schlief, was mich einiges mehr an Kraft kostete.
So da bin ich nun in St. Helen. Was mache ich nun? Spontan fand ich einen Flug am nächsten Tag zurück nach Melbourne. Ich schlief seit langen mal wieder in einem Hostel, hier tat ich mich mit einen Kanadier und einer deutschen Lehrerin zusammen tranken und laberten den ganzen Abend vor allem über Backpackerabenteuer… Nach 550 gefahrenen Kilometern und sicher noch 40 gelaufenen, geht hiermit dann auch ein Abenteuer (oder eine Schindtour) zuende…die Erfahrung wars auf jedenfall Wert… auch wenn mir 2 Wochen danach noch die Beine spannten… (man sieht auch, die Waden sind dicker gewurden) und es eigentlich jeden grau und teilweise regnerisch war… Abenteuer halt…! [nggallery id=152]

Die Route:

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